Es war ein mal ein TaschenTUCH - Stoffspielerei 27 - Februar

Ich habe mich für die kleinste mir bekannte Variante von Tüchern entschieden und war erstaunt, was das Thema für ein Potential hat.
Taschentücher, mit diesen Tüchern aus Stoff bin ich groß geworden und es waren die ersten , die ich bügeln durfte. Ja durfte! Als kleines Mädchen mit einem heißen Bügeleisen hantieren zu dürfen, fand ich total großartig. So war ich lange der Familientaschentuchbügler.Wir sind den Schnupfenviren willige Opfer, deshalb gab es immer etwas zu tun.
Die Frauen in meiner Familie häkelten in den 70igern zu Erbauung Spitzen an Taschentücher mit winzigen Häkelnadeln und raffinierten Mustern. Ich besitze davon noch wenige, auch das Garn, dass von sehr guter Qualität ist und  immer noch knobele ich, wie man das anders verarbeiten könnte.

Hier eine Auswahl , TT mit Monogramm, mit Hohlsaum, mit Rollsaum und handgestickt , maschinengestickt und  mit gehäkeltem Rand.

 Allures und couture hat mal in einer Aktion eine Bettdecke genäht , auch aus solch gehäkelten  Taschentüchern in weiß, was ich sehr beeindruckend fand.

Es fand sich im Schrank auch eines mit Sinnspruch, nie benutzt und nur schnell entfaltet , nicht extra gebügelt fürs Foto.  Personalisiert, deshalb das K.

Während des Studiums nähte sich eine kreative Komillitonin aus lauter großen karierten Männertaschtüchern einen Rock, man trug  maxi, und hatte den komplett gefärbt. Durch die Karos ergaben sich schöne Farbspiele.

Bei Etsy habe ich jemanden gefunden, der sich auf Taschentücher spezialisiert hat und alte Exemplare aus irischen Leinen, teilweise mit Monogramm,  verkauft, zusätzlich auch selber welche macht.

Im 19.Jh. und Anfang 20.Jh. waren die Tücher so edel und fein, dass sie in Aussteuerlisten vorkommen und selbst Anzeigen in der Zeitung aufgegeben wurden, wenn man ein solch ein kostbares Tuch verlor, was wohl häufiger beim Besuch der Kirche passierte.
Nachlesen kann man in "Demonstrativer Müßiggang oder rastlose Tätigkeit" von B. Ehrmann-Köpke auf Seite 243 folgendes:
Im 19.Jh. gehörten Stickerein und spitzenverzierte Taschentücher aus feinstem Leinen in die behandschuhte Hand der bürgerlichen Dame. Kostbar gefertigte Tücher wurden gern und oft in der Öffentlichkeit präsentiert, bezeugten sie doch "en miniature" den Wohlstand seiner Besitzerin. Das bestätigt die Feststellung in einem Anstandsbuch von 1910, wonach das Taschentuch mit lediglich einer "praktischen Bedeutung", die ursprüngliche Bestimmung verloren hatte "jetzt hingegen vielfach wieder zum Gegenstand der Koketterie und des Luxus" transformiert sei.

 Leider bin ich nicht im Besitz eines kokett zu benutzenden Exemplares. Dafür fand ich dieses Zitat der Schauspielerin und Kabarettistin Helen Vita ( 1928-2001):
"Früher brauchte man nur ein Taschentuch fallen zu lassen und schon stürzten die Männer herbei , heute könnte man einen Büstenhalter verlieren und nichts passiert."


Diese Art Kleider aus Tüchern hat einen speziellen Bergiff: Handkerchiefs dress - Taschentuchkleid, obwohl viel größer. Zipfeldinger aus der Neuzeit gab es also bereits in den 20/30igern des letzten Jhs.

Mir war bis jetzt nicht bewußt, das auch Taschentücher ein großes Sammelpotential haben. Eigentlich hätte es klar sein müssen, weil es so vielfältige Varianten davon gibt. Tasächlich gibt es bereits ein Buch über Collecting Handkerchiefs , darin möchte ich gern mal stöbern.

Der Sammler Leplat-Tortis   hat schon sehr zeitig Taschentücher gesammelt, die mexikanische Gefangene in den USA, oft Analphabeten meist mit Kugelschreiber bemalt haben zur Verständigung und teilweise als Zahlungsmittel. Ziemlich beeindruckend!  Hier kann man von der Größe der Sammlung etwas sehen.
Besondere Exemplare sehen gerahmt toll aus, ich werde demnächst mal ganz anders Ausschau halten nach Schnupftüchern.



Was wirklich Sinnvolles fiel mir aus unserem Taschentuchbestand nicht ein, deshalb doch eine Umsetzung vom Kopftuch.

Auf Reisen verstaue ich Unterwäsche bisher immer separat im Plastikbeutel, was ich schon lange ändern wollte.Nun habe ich ein altes Tuch aus Kunstseide aus den 60ern, welches ich von meiner Oma habe, zu einem Wäschenbeutel umgearbeitet. Glatt, leicht und hell - ideal. Mit der Nähmaschine beschrieben und die lose Fransenkante als schmückendes Etwas belassen. Der Schriftzug sollte eigentlich woanders landen, das habe ich aber zu spät festgestellt. Es bleibt ohne Bandzug , nur zum Umschlagen, das ist am platzsparendsten.





Wer sich wie , wo und warum heute in Tücher "wickelt", könnt ihr bei Suschna sehen. Viel Spaß beim Stöbern!

Die Blau unterlegten Worte sind immer links, die es sich lohnt anzuklicken. Weil ich immer mehr sehe, das in einigen blog, die links separat aufgeführt werden. Bei mir sind sie immer im Text untergebracht.

Nachtrag: Kennt ihr diesen seltsamen Geruch, man hat in einer Schublade Tücher, die ein Jahr nicht benutzt wurden- unangenehm, aber ich habe noch kein Gegenmittel gefunden. Es soll an minimalster Feuchtigkeit der Fasern liegen, die ohne Luftzufhr so reagieren. ???? Weiß jemand ein Gegenmittel?

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.


17 Kommentare:

  1. Oh, wie fein so ein Wäschebeutel ist. Ich mag die zarte Schrift auf dem zarten Tuch sehr gerne. Und freue mich jetzt schon auf dein Thema in ein paar Monaten! Lg. Susanne

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  2. Danke für deine Informationen über Taschentücher. Mir war nicht klar, wie viel dahintersteckt. Auch ich könnte die gleiche Geschichte über das Bügeln als kleines Mädchen erzählen und umhäkelte und mit Occhi verzierte Taschentücher besitze ich auch - habe mal darüber gepostet. Dein Reise-Wäschebeutel ist eine gute Idee. Das Plastikzeugs, das ich benutze ist mehr als unschön. Für Schuhbeutel würde sich das auch anbieten, dann vielleicht aus Geschirrtüchern.
    LG
    siebensachen

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  3. Du hast mich eben in meine Kindheit versetzt. Meine Hände wollten förmlich vorm Bügeln den Saum mit den Daumen glattstreichen vorm Bügeln. Das war immer die meiste Arbeit. Die zarten Damentücher habe ich nicht so gerne gebügelt. War irgendwie nicht so befriedigend, zumal diese oft Bögen als Abschluss hatten. Papas Tücher aus glatter, massiver Baumwolle waren befriedigender.

    Dieser Geruch, den du ansprichtst: Meinst du den, den allgemein Textilien bei längerer Lagerung haben? Ich finde diesen ganz, ganz schrecklich. Zur Zeit habe ich ihn leider in dem am wenigsten genutzten Abteil meines Kleiderschranks und weiß nicht, was tun.

    Vielen herzlichen Dank für deine viele Post. Ich bin so etwas von gerührt <3. Du liest später mehr von mir.

    Sonnige Grüße
    Tally

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  4. Schön, wie sich die Schrift kalligrafisch zwischen die strengen Punkte schmiegt, das ist ein richtig schöner Kontrast. Und passt trotzdem perfekt dazu.
    Und Danke für die ganzen Infos rund ums Taschentuch, mir waren die nämlich immer sehr fremd. Stofftaschentücher kenne ich aus meiner eigenen Kindheit gar nicht, vermutlich hatte meine Mutter keine Lust sie zu bügeln. :)

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  5. @ Griselda
    Papiertücher gab es zwar schon, aber so selten , dass es unabdingbar war Stofftaschentücher zu nutzen, wenn man einen Schnupfen hatte.Und ich hatte auch nch Tanten, die mit dem (frischen)Tuch aus dem Zug winkten.

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  6. Das sind ja wahre Schätzchen, deine Taschentücher. Auf Pinterest habe ich aus weißen Taschentüchern mit Stickereien total schöne Vorhänge gesehen. Seither liebäugel ich auch mit den kleinen Tüchern... LG mila (ach, und Wäschebeutel sind tatsächlich sehr praktisch, warum nicht so ein hübsch gepunktetes Tuch verwenden...)

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  7. Zum "Schrankgeruch" - ich habe Lavendelbeutelchen und kleine Hotelseifchen überall in meinen Schubladen / Schrank liegen. Scheint zu funktionieren!

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  8. Liebe K.,
    welch eine Arbeit war das Taschentücher zu umhäkeln, als Teenie in der Klosterschule habe ich das mal machen müssen, es ist nie fertig geworden, auch weil ich mich innerlich dagegen sträubte. Eine feine Idee aus Omas Tuch einen Wäschebeutel zu nähen, die aufstickte Schrift mag ich sehr.
    Gegen Schrankgeruch: Schon als Kind habe ich gelernt Seifenstücke in die Schränke zu legen, in die Unterwäscheschublade lege ich die leeren Flakons von meinem Lieblingsparfüm, auch sie verströmen noch einige Zeit einen feinen Duft.
    herzlich Margot

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  9. Taschentücher bügeln! Das gab es bei uns auch noch, allerdings nur die Herrentaschentücher (die damenhaften wurden zu selten benutzt, waren aber immer irgendwo in Schubladen, Jackentaschen oder Handtaschen meiner Mutter versteckt). Das habe ich als Kind auch gern gemacht, obwohl ich mich sonst vor den Aufträgen im Haushalt gern auch mal gedrückt habe... aber Taschentücherbügeln ist erstaunlich befriedigend, weil so einfach und überschaubar :)
    Dein Beutelchen finde ich sehr schön, vor allem die Schrift und die Knöpfe!

    Ich lege immer Seife in die Schränke und Schubladen, das scheint gut zu helfen. Ich mag es aber auch, wenn die Wäsche nach Seife riecht.
    LG frifris

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  10. stofftaschentücher! die verbinde ich immer nur mit früher. papa hat sie früher benutzt und auch für mich waren sie die ersten bügelobjekte. welche helle freude, sie bügeln zu DÜRFEN (ja!)!
    letztens allerdings war eine freundin bei mir, die tatsächlich ein stofftaschentuch benutzt hat, was mich regelrecht irritiert hat, hab ich das doch schon ewig nicht mehr gesehen.
    danke für die kleine kulturgeschichte – so etwas mag ich immer sehr, v.a. im zusammenhang mit unscheinbaren (naja, oder eben nicht so unscheinbaren) dingen des alltags.
    famos, dein stoffbeutel! (vor allem die ä-tüpfelchen.)

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  11. Ich hatte als Kind eine ganze Sammlung von Stofftaschentüchern: Japanische, karierte, geblümte, mit Spitzensaum... Meine Großtanten schenkten uns noch Taschentücher, obwohl bei uns niemand Stofftaschentücher benutzt hat. Ich habe sie immer als Bettwäsche für meine Barbiepuppen benutzt (die in Zigarrenschachteln von meinem Opa nächtigten)... Ich frage mich, wo die ganzen Taschentücher wohl geblieben sind.

    Deine Wäschetasche ist wunderschön, schlicht, aber besonders.
    Gefällt mir gut!
    LG
    Marlene

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  12. Auch mich faszinieren solche Taschentücher, das Umhäkeln ist wirklich entspannend. Mit dem richtigen Garn sind sie kochfest. In diversen Jackentaschen und Handtaschen habe ich ein schönes Exemplar deponiert als Zeichen von Kultur mit Nutzwert.
    Die Wäschebeutelidee gefällt mir.
    LG Ute

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  13. Danke für die Links, denen werde ich noch nachgehen. Eine Polin hat mir erzählt, dass sie sich früher mangels Papiertaschentüchern immer in Stoff schnäutzen, und dass sie die Tücher bei Frauen in Auftrag gab, weil sie selbst nicht nähen oder häkeln konnte.
    In einem Kochbuch der 1930 Jahre hieß es: 'If you send your handkerchiefs to a Society for Distressed Gentlewomen...You can have them...beautifully embroidered very inexpensively.' (Adelsfrauen in Nöten bestickten als Auftrag eingesandte Taschentücher)
    Das ist ein weites Feld, Danke für den kleinen Ausflug. Und auch für den schönen Beutel - habe mich gleich gefragt, wie du auf so feinem Stoff maschinensticken konntest, aber da hat das Papier geholfen, gute Idee.

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  14. An die bestickten und umhäkelten Taschentücher kann ich mich noch gut erinnern..., aber inzwischen sind sie alle in den Taschentuchhimmel entschwunden... Die Reisewäschebeutelidee ist toll, die werde ich gern aufgreifen. Liebe Grüße Ghislana

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  15. ha ha, der spruch von helen vita ist herrlich!! ich musste als kind auch noch diese stofftaschentücher benutzen und empfand dann die erfindung des "tempos" als großartig. nichts habe ich mehr gehasst, als diese feuchten dinger in der tasche!! hübscher waren sie natürlich, und die sammlung, die du hier verlinkt hast ist wirklich beeindruckend. die idee mit dem wäschebeutel finde ich auch prima!
    liebe grüße, mano

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  16. mir ist übrigens eingefallen, dass ich auch schon mal mit taschentüchern gespielt habe: http://manoswelt.blogspot.de/2012/02/drawing-challenge-monogram.html
    liebe grüße!

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  17. Liebe Karen,
    das ist zwar ein sehr später Kommentar, aber was solls:
    ich erinnere mich daran, dass meine Eltern früher darüber nachdachten und diskutierten, wie man aus zwei Taschentüchern einen Bikini nähen kann. Ich als Kind dachte, das ist ein Rätselspiel für Erwachsene.
    Heute können sich meine Eltern nicht mehr daran erinnern. Aber ich habe noch genau vor Augen, wie ich damals selbst diesem Rätsel gedanklich zu Leibe rückte.
    Viele Grüße von Lucia

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